Die Hungermacher

Schon im Titel des Foodwatch-Berichts 2011 steckt die erste These. Der Hunger auf der Welt ist gemacht. Er kommt nicht aus dem Nichts. Es gibt Verantwortliche. Es gibt Handlungsträger, die dazu beitragen, dass sich bereits existierende Problemlagen noch verschlimmern.

Der Bericht legt sein Augenmerk auf die Akteure der Finanzbranche: „Wie Deutsche Bank, Goldman Sachs & Co. auf Kosten der Ärmsten mit Lebensmitteln spekulieren“ lautet die Unterzeile. Mit Blick auf die aktuelle Finanzkrise gewinnt dieser Vorwurf meiner Meinung nach eine besondere Brisanz.

Die elf Hauptthesen

Insgesamt umfasst der Bericht 88 Seiten – zu viel, um hier im Detail darauf einzugehen. Aber ich möchte zumindest auf die elf Hauptthesen eingehen, die dem Bericht voran gestellt sind. Vielleicht motiviert das ja den ein oder anderen, sich den Text mal genauer anzuschauen oder an der dazugehörigen Aktion teilzunehmen.

These 1: Hunger entsteht durch höhere Lebensmittelpreise. Diese wiederum werden vor allem durch Spekulationen mit Rohstoffen verursacht.

These 2: Das Interesse der Kapitalanleger wächst, weil Rohstoffe immer gebraucht werden. Mehr als 600 Milliarden Dollar wurden bisher an den Rohstoffbörsen angelegt.

These 3: Dabei wird mit Preisen und Waren in der Zukunft gehandelt – so genannten „Futures“. Eigentlich dient das der Preisabsicherung.

These 4: Die „Futures“ werden inzwischen selbst als Kapitalanlage gesehen und haben nichts mehr mit den Produzenten und Abnehmern zu tun. Der Anteil des rein spekulativen Handels ist von 30 auf 80 Prozent gestiegen.

These 5: Diese Entwicklung wurde erst möglich durch die Deregulierung der Finanzmärkte. Dabei eignen sich „Futures“ nicht als Kapitalanlage, weil ihre Güter begrenzt sind. Die Anleger schaffen eine künstliche Nachfrage, die die Preise in die Höhe treibt.

These 6: Zudem wurden die Rohstoffmärkte dadurch mit der Börse und ihren Schwankungen (z.B. Aktienkurse, Zinshöhen,…) gekoppelt.

These 7: Die Preise der „Futures“ bestimmen die aktuellen Preise. Wenn Kapitalanleger sie in die Höhe treiben, hat das direkte Auswirkungen auf die Lebensmittelpreise.

These 8: Die Spekulanten orientieren sich nicht an der tatsächlichen Angebot-Nachfrage-Situation, sondern spekulieren auf lange Sicht. Das erhöht die Preise um bis zu 25 Prozent.

These 9: Die beteiligten Geldinstitute profitieren von den hohen Gebühren bei der Lenkung des angelegten Kapitals. Deshalb haben sie kein Interesse an einer Änderung der Regelungen.

These 10: Es gibt inzwischen genug Belege für den Einfluss der Finanzanleger auf die Lebensmittelpreise (siehe Bericht).

These 11:  Foodwatch fordert, den Missbrauch der Rohstoffbörsen zu verbieten und die Finanzbranche stärker zu regulieren.

 

Erste Reaktionen und Email-Aktion zum Mitmachen >>

3 Kommentare zu „Die Hungermacher

  1. setzten 6!
    Natürliche machen die Spekulationen einen Teil der Preissteigerung aus jedoch sind sie bei weitem nicht das Hauptproblem! Heute kommt ein guter Artikel in der FAZ

    http://www.faz.net/aktuell/finanzen/devisen-rohstoffe/agrarrohstoffe-zocken-mit-dem-taeglich-brot-11657227.html

    Von 100% Preissteigerung kommen danach max bis zu 15% von Spekulationen. Das Hauptproblem ist eine zu große Nachfrage bei zu kleinem Angebot und das wird sich auch nicht durch das verbieten von Spekulationen lösen.

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s