Angetan von den Erfahrungen beim letzten Mal, ging es für mich ein zweites Mal nach Frankfurt. Dieses Mal zur groß angekündigten Aktion von Attac und Campact (Banken in die Schranken), unterstützt von den Occupy-Besetzern vor der EZB. Ungefähr 8000 Menschen kamen nach Frankfurt (darunter auch wir Würzburger Attacies), um gemeinsam mit einer Menschenkette das Bankenviertel zu umzingeln.
Tanzen gegen die kalten Füße
Ein ehrgeiziges Unterfangen. Aber es gelang! Vom Frankfurter Hauptbahnhof aus liefen wir durch die Straßen. Obwohl, eigentlich tanzten wir, denn direkt hinter dem Occupy-Bus tönte die Musik und die Stimmung war super. Außerdem half die Bewegung, keine kalten Füße zu bekommen. Im Gegensatz zum letzten Mal waren die Temperaturen nämlich um einiges unangenehmer. Irgendwann trennte sich die Demo und bildete einen Kreis um die erhabenen Türme der großen Finanzinstitute. Die Menschenkette an sich war relativ unspektakulär, schließlich sieht man als kleines Bindeglied nur einen winzigen Ausschnitt des Gesamten. Trotzdem war es interessant, völlig fremde Menschen an den Händen zu halten und gemeinsam die Entmachtung der Banken zu fordern. „Ich finde das toll, Teil von etwas Größerem zu sein“, sagte einer der Würzburger.
Noch kein konkreter Gegenvorschlag
Klar, man kann sich fragen, ob sich diese „Occupy“-Bewegung nicht überschätzt. Auch wenn einige Tausend Demonstranten in Frankfurt (und Berlin) waren, die eine ähnliche Auffassung haben, fehlt immer noch ein wirklicher Gegenvorschlag. Das System wird kritisiert, die Menschen wollen ihrem Unmut Ausdruck verleihen. Mit dem Argument, alle Meinungen (außer Sexismus, Rassismus und Nationalismus) gelten lassen zu wollen, machen es sich die Demonstranten relativ leicht. Damit gehen sie der Forderung nach einem Programm aus dem Weg.
Aber das stimmt nur auf den ersten Blick. Denn es braucht eine Menge Geduld und Kraft, diesen Anspruch durchzuhalten. Die Occupy-Bewegung schließt niemanden aus: Auch bei der Demo wurden wieder alle eingeladen, das Camp zu besuchen und sich auf irgendeine Weise einzubringen. Alle unter einen Hut zu bekommen, ist alles andere als leicht! Außerdem muss man bedenken, wie jung diese Bewegung ist. Ein Programm lässt sich nicht in zwei Wochen aus dem Boden stampfen.
Neuer Diskurs
Ich frage mich, ob der Protest den Winter übersteht und tatsächlich etwas verändern kann. Aber gleichzeitig bin ich sicher, dass er schon jetzt einiges bewirkt hat. Menschen engagieren sich friedlich für ihre Ideen und beginnen einen neuen, öffentlichen Diskurs. In diesem Diskurs fühle auch ich mich mit meiner Einstellung zu Ernährung und Konsum sehr gut aufgehoben. Und offenbar geht es nicht nur mir so: „Die Leute im Camp sind so glücklich“, erzählte eine der Aktivistinnen. „Sie werden irgendwie geheilt von ihren Depressionen, die das System ihnen eingebrockt hat.“
Anmerkung: Auf der Rückfahrt kam auch irgendwann das Thema Ernährung auf, als wir über unsinnige Inlandsflüge sprachen, die so viel Kohlendioxid verursachen. Ich ließ es mir natürlich nicht nehmen, anzumerken, dass die Produktion von Tierprodukten mehr Treibhausgase verursacht, als der gesamte Transportsektor (also auch die vielen deutschen Inlandsflüge). Meinen Mitfahrern war das nicht allen bewusst – sie waren überrascht. Auf ihr Salamibrot wollen sie trotzdem nicht verzichten. Aber vielleicht gibt’s jetzt immerhin wieder ein paar Flexitarier mehr.
Weitere Informationen: Attac Deutschland
Artikel über meinen ersten Besuch in Frankfurt: Was den Menschen gut tut (1. November 2011)
aber stimmt das denn, dass fleisch mehr co2 verursacht als alle transporte? ich wär mir da nicht so sicher, wenn man lkw, flugzeuge, schiffsverkehr zusammenzählt kommt ne ganze menge zusammen, und angeblich macht der flugverkehr allein schon 10% vom klimawandel aus.
wobei es ja eigentlich egal ist; beides verursacht VIEL co2, und was davon wie viel genau, kann man eh nur schätzen. ich finde nur, man sollte etwas vorsichtig sein, wenn man mit zahlen oder behauptungen um sich wirft, da macht man sich unglaubwürdig, wenn die nicht genau stimmen bzw. nachweisbar sind.
aber auf alle fälle ein guter einwand! dass die dann allerdings wirklich weniger tierprodukte essen, glaube ich nicht so ganz. zumal viel leute, die weniger fleisch essen, das dann vermehrt durch milchprodukte ausgleichen; womit dem klima auch nicht geholfen ist.
Die Zahlen stammen von der Welternährungsorganisation (FAO). Demzufolge verursachen Tierprodukte 18 Prozent der Treibhausgase und der Transportsektor nur 13,5 Prozent. Mich hat es auch überrascht, aber ich denke schon, dass das ne glaubwürdige Quelle ist.
Mehr unter: Klimawandel
Ich gehe davon aus, dass es unterschiedliche Ergebnisse gibt, je nachdem, was man genau untersucht. Ich halte die FAO-Ergebnisse für seriös – sie als Schauermärchen zu bezeichnen, ist auch nicht unbedingt produktiv in einer Diskussion. Aber selbst, wenn es nur 9,4 Prozent sind, finde ich das immer noch beachtlich und einen Grund, drüber nachzudenken…
Trotzdem hier nochmal zu meiner Quelle der FAO:
http://www.fao.org/docrep/010/a0701e/a0701e00.HTM
(siehe Seite 271)
Treibhausgase sind inn erster Linie nichts schlechtes. Deshalb sollte man diese Gase auch nicht dämonisieren. Ohne sie würden wir nicht hier auf der Erde leben. Dies impliziert die Pflanzen der „Veganer“, oder pflanzenessenden Menschen und auch die Tiere der „Fleischfresser, oder wieder analog der fleischessenden Menschen (vielleicht sollte man den Begriff Mensch in den Vordergrund stellen, damit sich auch mal wieder mit dem identifizieren kann). Wenn man sich die „Luxus-TReibhausgase“ betrachtet, halten sich glaube ich der Transportsektor und die Tierproduktion die Waage. Vielleicht sollte man hier bedenken, dass es die Viehzucht und diesen Produktionsektor schon länger gibt, wobei die durch Energieverbrauch und Transportsektor erschaffenen Traibhausgase die „schlimmeren“ sind. Natürlich kommen dann Veganer und Vegetarier mit dem -auch nachvollziehbaren und richtigen- Argument an, dass zu viel Fleisch konsumiert wird und mit dden dazu beilegenden Statistiken die belegen, dass dies auch zur „globalen Erderwärmung“ beiträgt. Aber was ist dann mit dem so häufig konsumierten Alternativprodukt der Vegetarier und Veganer, dem Tofu. Warum entstehen Sojaanbauorte gerade dort, wo der Regenwald bis vor kurzem einmal stand. Ihr wisst schon worauf ich hinaus will, nämlich auf die Sache mit dem, je weniger Pflanzen, desto weniger CO2 kann durch Photosynthese fixiert werden etc. Ich glaube, dass der Vegetarismus und alle Derivate davon im Grunde genommen gute Absichten haben, aber sich seit Entstehung nicht optimalst entwickelt haben.
Mit der Abholzung des Regenwaldes hast du natürlich Recht. Aber bei diesem Argument muss man hinzufügen, dass dieses Soja meist für die Futtermittelproduktion verwendet wird und gar nicht für die Tofuwürstchen des gemeinen Vegetarier/Veganer… ohne die Tierproduktion entfiele der Anbau von Futtermitteln und womöglich könnte man insgesamt weniger anbauen und trotzdem alle Menschen ernähren (das ist ja nicht nur eine Frage der Produktion, sondern auch der Verteilung). Das täte den Wäldern sicher auch gut.
Ich für meinen Teil kaufe meist die Produkte von Alnatura, die wie andere „Bio-Hersteller ausschließlich Sojabohnen verwenden, die ohne Einsatz von Gentechnik angebaut werden und zum großen Teil aus Europa stammen.“ Alnatura verwendet nach eigenen Angaben kein Soja, für dessen Anbau Regenwald abgeholzt wurde.