Teil des großen Ganzen

Ich befürchte, ich schweife ab. Vielleicht sollte ich darüber nachdenken, den Untertitel meines Blogs zu ändern. Nur ein kleines bisschen, und zwar in: my (vegan) way of life. Warum? Ich merke immer öfter, dass ich mich mit meinen Artikel in Konsumgefilde vorwage, die nicht mehr vorrangig etwas mit Veganismus zu tun habe. Das kündige ich in meinem „About“ ja bereits an. Vielleicht sollte ich diesen Ansatz noch einmal kurz erklären.

Nur ein Puzzlestück

Nach wie vor ist die vegane Ernährung ein wichtiger Teil meines Lebens. Inzwischen ist sie für mich zwar normal und alltäglich geworden, aber im Kontakt mit anderen Menschen merke ich immer noch, wie oft Erklärungen und Rechtfertigungen nötig sind, wenn es um Veganismus geht. Deshalb soll auch dieses Blog weiterhin konstruktiv daran mitarbeiten, dass sich Menschen über vegane Ernährung informieren und möglicherweise ihre Vorurteile überdenken und revidieren.

Aber: Meine Ernährung ist nur ein Teil meiner Lebensweise. Sie ist sozusagen ein zentrales Puzzlestück meiner Einstellung – nämlich dem bewussten Konsum und dem persönlichen Einsatz dafür. In gewisser Weise war der Veganismus sogar der Anfang allen „Übels“ – nämlich der Auseinandersetzung mit allem, was in meinem Einkaufsbeutel landet. Irgendwann machte ich nicht mehr nur vor der Fleisch- und Käsetheke halt, sondern auch an Paprika aus Spanien und nicht fair gehandeltem Kaffee. Erst so wurde aus meinem Einkauf nämlich eine runde Sache – finde ich. Dass die Kassiererin von mir eine Ethikbank-Karte bekommt und aus meiner Steckdose (nach einigen Schwierigkeiten hoffentlich zum 1. Januar) Ökostrom kommt, sind weitere kleine Puzzleteile.

In kleinen Schritten

Ich kann mir gut vorstellen, dass jetzt beim ein oder anderen der Eindruck entstanden ist, ich wolle mich mit meinen ganzen „ach so guten Taten“ irgendwie brüsten oder mir ein reines Gewissen erschreiben. Da  kann ich nur sagen: Nein, stimmt nicht. Das ist ganz und gar nicht meine Intention (übrigens auch nicht die des Blogs). Wer mich kennt, würde das (hoffe ich zumindest) auch bestätigen. Alles, was ich möchte, ist die zahlreichen Möglichkeiten aufzuzeigen, die es gibt, in seinem eigenen Leben etwas zu verändern – in kleinen Schritten. Und zu meinem Gewissen möchte ich noch ergänzen: Besonders toll fühle ich mich trotz allem nicht, wenn ich mir anschaue, wie andere Menschen auf dieser Welt leben müssen. Da gibt es nichts, worauf man stolz sein könnte.

So viel Engagement

Obwohl, ich muss zugeben, manchmal bin ich stolz. Vor kurzem in der Straßenbahn zum Beispiel hatte ich ein solches Erlebnis. Neben mir saß eine Frau mit Behinderung. Ihre Begleiterin kümmerte sich unglaublich geduldig um sie und hatte dabei immer ein Lächeln auf den Lippen. Ich kam gerade von einem Termin, bei dem mir eine junge Studentin erzählt hatte, wie sie innerhalb von zwei Wochen alleine eine Spendenaktion für Flüchtlinge in Würzburg auf die Beine gestellt hatte. Und am Abend zuvor hatten wir in der Attac-Gruppe beschlossen, doch noch kurzfristig eine Aktion zu Weihnachten auf die Beine zu stellen, um die Menschen auf den unnötigen Konsum im Advent aufmerksam zu machen.

Manchmal darf man stolz sein

Als ich dann so in der Straßenbahn saß und mir das alles durch den Kopf ging, fragte ich mich, wie die Welt eigentlich so schlecht werden konnte. Bei so vielen Menschen, die sich für eine Sache engagieren, die mit anderen etwas bewegen wollen, die sich verantwortlich fühlen für das, was um sie herum passiert. In diesem Moment war ich stolz, dass es diese Menschen gibt.

Wenig später las ich ein schönes Zitat von Mahatma Ghandi. Damit möchte ich diesen Artikel gerne beenden:

„Be the change you want to see in the world”

6 Kommentare zu „Teil des großen Ganzen

  1. Hey Regine,

    „… my vegan way of life“ könnte zwar bedeuten, dass Du auch noch andere Wege als den veganen beschreitest (was ja definitiv auch bei DIR so ist, da es keinen 100%-Veganismus gibt), wäre aber ok, wenn Du Dich in „Schlachtreif“ nur auf Dein VEGANES Leben konzentrieren würdest.

    „… my (vegan) way of life“ könnte man so interpretieren, dass Du in vielerlei Hinsicht von Deinem Lebensweg, allerdings mit Schwerpunkt Veganismus, erzählst und wäre dann vielleicht treffender, wenn Du das denn so wolltest …

    In diesem Post könnte man Dich so verstehen, dass Du den Veganismus auf Ernährung und Konsum reduzierst!? Veganismus ist aber m. E. weitaus mehr, und zwar vorrangig eine Lebenseinstellung mit entsprechenden Verhaltensweisen, wozu u. a. auch die Ernährung zählt!

    V. swwmv. G.*, PD

    (*Viele so-weit-wie-möglich-vegane Grüße :-))

    1. Danke, für die Definition der beiden Varianten ;)

      Ich denke, Veganismus ist irgendwie auch eine Sache, die jeder für sich selbst ein wenig anders definiert…allerdings muss ich schon sagen, dass bei mir der Ernährungsgedanke und der bewusste Konsum überwiegen – wahrscheinlich auch aufgrund der Themen, mit denen ich mich nebenbei noch auseinandersetze. Man kann sich ja nicht zu allem gleichzeitig eine fundierte Einstellung zulegen. Das dauert schließlich seine Zeit. Generell würde ich dir aber auf jeden Fall zustimmen!

      Wie würdest du denn für dich diese Lebenseinstellung definieren bzw. beschreiben?

  2. Ich würde Dir jetzt gerne einen ganzen Roman schreiben, versuche mich aber lieber kurz zu fassen ;-)

    Mit der Wikipedia-Definition von „Veganismus“ kann ich mich bzgl. meiner Lebenseinstellung und -weise ziemlich gut identifizieren. Meine Motive (und in den Motiven liegen m.M.n. meistens die Unterschiede bei {So-weit-wie-irgend-möglich-} VeganerInnen, weniger in der allgemeinen Einstellung) liegen vorrangig im moralisch-ethischen Bereich.

    Insofern mache ich mir um meine physische Gesundheit weniger Gedanken (und bin aus objektiv-medizinischer wie auch subjektiver Sicht trotz unausgewogener Ernährung erstaunlich gesund), habe dafür aber immer wieder mit psychohygienischen Defiziten (resultierend aus meiner mangelnden Bereitschaft, die Missstände dieser Welt widerstandslos hinzunehmen) zu kämpfen.

    Bevor Du fragst: Ich bin nicht „plem-plem“, aber ab und an verzweifelt, niedergeschlagen und wütend ob der o. a. Missstände, kann und will aber nicht durch Verdrängung oder Wegschauen meine Psyche „sauber“ halten – auch von daher gibt es für mich keine Alternative zum Veganismus!

    L. G., PD

    P.S.: Vermutlich habe ich die beiden „Varianten-Definitionen“ eher für mich als für Dich geschrieben, verzeih bitte!

  3. Ich kann gut verstehen, was du meinst. Meine Motive sind zweifelsohne auch moralisch-ethisch geprägt, aber ich glaube nicht so vorrangig wie bei dir. Dennoch würde ich mich nicht als „so weit wie irgend möglich-Veganer“ bezeichnen. An wen denkst du bei dieser Bezeichnung?

  4. Jede/r, welche/r sagt, sie/er sei Veganer/in, ist m.M.n ein „So-weit-wie-irgend-möglich-Veganer“ – ganz einfach deswegen, weil es in unserem Kulturkreis so gut wie unmöglich ist, zu 100 % vegan zu leben. Alle zulassungspflichtige Medikamente hängen mit Tierversuchen zusammen, selbst Bio-Obst und -Gemüse werden meistens mit tierlichen Stoffen gedüngt, tierliche „Zutaten“ stehen oft verschlüsselt oder gar nicht in Lebensmittel- oder sonstigen Waren-Inhaltsangaben usw.

    Mein „Job“ ist es (bzw. empfinde ich es so), im Rahmen meiner Möglichkeiten = Lebensbedingungen so viel (bzw. so wenig) wie möglich dafür zu tun, mich auf der „Veganismus-Skala“ so weit oben wie möglich zu bewegen …

    Und gibt es nicht ein gutes Gefühl, wenn man abends in den Spiegel guckt und sagen kann, „Ja, du hast heute wieder alles gegeben, was dir möglich war!“?

    So, Destiny & ich geh`n jetzt nach Hause und halten unterwegs noch `n bisschen Ausschau nach irgendwelchen „Weltverbesserungsmöglichkeiten“ … :-)

    L. G., PD

  5. „Und gibt es nicht ein gutes Gefühl, wenn man abends in den Spiegel guckt und sagen kann, „Ja, du hast heute wieder alles gegeben, was dir möglich war!?“

    Unbedingt, denn jeder Tag ist auch für mich eine neue Herausforderung! Und ich bin immer stolz, sie aufs neue gemeistert zu haben und mir zu beweisen, dass es auch anders geht.

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