Wenn Träume wahr werden…

Schon lange hat mich kein Film mehr so berührt. Es mag sein, dass ich schon lange keinen solchen Film mehr angeschaut habe und vielleicht war ich an diesem Abend auch überdurchschnittlich empfänglich für solche Gefühle, aber ich bleibe dabei: Nach diesem Film ist in mir etwas erwacht.

Ich spreche vom Film „Menschen, Träume, Taten“, den wir schon bei der Globalen Filmwoche gezeigt haben. Damals konnte ich ihn leider nicht anschauen, weil ich mit den Vorbereitungen für das vegane Buffet beschäftigt war. Jetzt habe ich es endlich nachgeholt – zum Glück.

Nicht die heile Welt

Die Dokumentation zeigt das Leben im Ökodorf  „Sieben Linden“ in der Nähe von Berlin. Vor vielen Jahren schon wurde dieses Projekt gegründet und entwickelt sich seitdem immer weiter. Ehe jetzt jemand etwas anderes behauptet: Nein, der Regisseur hat nicht versucht, ein zu positives Bild zu zeichnen von der Initiative. Im Gegenteil: Immer wieder werden auch Streitpunkte und Kontroversen angesprochen, für die die Dorfmitglieder noch keine Lösung gefunden haben.

Es ist eine respektvolle und nachhaltige Welt, in der sie leben, aber es ist längst nicht die schöne heile Welt, die man erwarten könnte. Wie in jeder menschlichen Gemeinschaft tauchen auch hier Konflikte auf. Dass der Film auch dieses Konfliktpotenzial zeigt, macht ihn umso authentischer. Man bekommt ein Bild von der wunderbaren Idee hinter „Sieben Linden“, entwickelt aber trotzdem keine unrealistische Vorstellung vom Leben dort.

Die liebe Nachbarschaft

Im Dorf selbst gibt es einzelne Nachbarschaften, die sich anhand ihrer Ziele und Vorstellungen zusammengeschlossen haben. Bei allen steht zwar eine nachhaltige Lebensweise im Vordergrund, die Ressourcen schont und im Einklang mit der Umwelt steht. Doch die einzelnen Gruppen setzen noch einmal eigene Akzente. Die Gruppe, die besonders häufig vor der Kamera zu sehen ist, ernährt sich vegan und baut ihre Lebensmittel selbst an. Interessant ist hier vor allem der Widerspruch zwischen Ernährung und Tierhaltung, den die Gruppenmitglieder noch nicht für sich gelöst haben: „Können wir Pferde oder Hühner halten, wenn wir uns vegan ernähren?“

Alternativen zur Tierhaltung

Ich persönlich konnte mich durchaus anfreunden mit der Art und Weise, wie die Pferde gehalten und gepflegt wurden. Sie wurden zur Feldarbeit eingesetzt, haben aber anscheinend sehr viel Freiraum und leben artgerecht. Dennoch: Tierhaltung passt eigentlich nicht zur veganen Überzeugung. Ich denke, es gäbe sicherlich Alternativen zum Einsatz der Pferde (auch wenn ich mir aus der Ferne kein endgültiges Urteil erlauben will – schließlich verzichtet die Gruppe auch auf Trecker und andere landwirtschaftliche Fahrzeuge). Diese sollte man ausprobieren und wenn möglich verwirklichen.

Abgesehen davon beeindruckte mich vor allem die Lebenseinstellung der Dorfbewohner. Im Grunde geht es ihnen darum, was der Mensch, was jeder Einzelne will. Was ist sein Traum? Wie möchte er leben? Und warum leben so viele Menschen nicht so, wie es für sie wahrscheinlich m besten wäre? Es ist so ermutigend zu sehen, wie die Bewohner von „Sieben Linden“ ihre Träume verwirklicht haben. „Das ist für mich der Weg, auf dem man sich aus jedem Schlamassel dieser Gesellschaft raus ziehen kann“, sagt eine der Gründerin des Dorfes. Und ich denke, sie hat Recht.

Was vermisse ich?

Unweigerlich fragt man sich natürlich, in wie weit man diesem Anspruch selbst gerecht wird. Tue ich wirklich das, was ich möchte? Welche Dinge in meinem Leben kann ich eigentlich nicht mit mir vereinbaren? Was würde ich gerne ändern, tue es aber nicht? Und wenn man ehrlich ist, gibt es wohl bei jedem einige Dinge, mit denen er im Grunde nicht einverstanden ist.

Dieses Dorf strahlt eine Ruhe und Zufriedenheit aus, wie man sie jedem Menschen nur wünschen kann – vor allem, wenn man wieder mal durch die voll gestopften Straßen der Innenstadt läuft. Und die ich persönlich (im Moment) vermisse. Ich glaube, das ist auch der Grund dafür, dass mich dieser Film so berührt hat: Er führt vor Augen, was im eigenen Leben fehlt. Natürlich, dem würden (wie immer) nicht alle zustimmen. Aber ich bin sicher nicht die Einzige, die dieser Film noch eine ganze Weile beschäftigen wird.

Infos zum Film: Menschen Träume Taten

Infos zum Ökodorf: Sieben Linden

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