Bewegung im Ruhrpott

Könnte es sein, dass sich tatsächlich etwas ändert? Könnte es sein, dass tatsächlich immer mehr Menschen über ihre Ernährung nachdenken? Und könnte es sein, dass die vegetarische/vegane Bewegung tatsächlich auf dem Vormarsch ist? Immer wieder werde ich als Veganer damit konfrontiert, in der Minderheit zu sein. In einer Minderheit, die gerne belächelt und noch lieber angegriffen wird. Aber am vergangenen Wochenende war alles anders.

Veränderungen in der „normalen“ Welt

Um eins vorweg zu nehmen: Ich war auf keinem Veganer-Treffen. Ich habe mich nicht bewusst unter Gleichgesinnte gemischt, um das schöne Gefühl zu bekommen, nicht alleine zu sein (obwohl das von Zeit zu Zeit natürlich gut tut). Vielmehr waren es mal wieder die Kleinigkeiten, die kleinen Veränderungen in der „normalen“ Welt, die mich beschäftigten. Und auf diese Veränderungen traf ich an einem Ort, wo ich sie nicht vermutet hätte: auf dem Dortmunder Campus.

Vegan auf Reisen

Für drei Tage ging es für mich noch einmal in den Ruhrpott, um an einem Uni-Seminar teilzunehmen. Vegan auf Reisen zu sein, ist ja für sich genommen meist schon ziemlich spannend. Aber ich war vorbereitet. Die dreistündige Fahrt von Würzburg nach Dortmund bestritt ich mit einer meiner geliebten Tupperdosen. Im Gepäck war auch mein veganer Aufstrich. Und im Kühlschrank meiner freundlichen Unterkunft wartete auch bereits eine Packung Sojamilch. Meine Kommilitonen sind wohl inzwischen daran gewöhnt, dass mein Speiseplan ein wenig anders aussieht als ihrer. Umso schöner, wenn beim Einkaufen an mich gedacht wird.

Nächste Etappe: Uni

Die ersten Mahlzeiten waren somit gesichert. Die nächste Etappe konnte mich auch nicht wirklich auf die Probe stellen, schließlich bin ich es aus früheren Semestern bereits gewöhnt, dass der Campus bei meiner Nahrungssuche relativ schnell an seine Grenzen stößt (obwohl ich der Mensa zugute halten muss, dass es zumindest alle 14 Tage ein veganes Wochengericht gibt). Aber anscheinend verschieben sich diese Grenzen langsam – zu meinen Gunsten. Während meiner Abwesenheit wurde die große Cafeteria umgebaut. Sowohl die Einrichtung als auch das Angebot wurden auf den neusten Stand gebracht – und dazu gehörte für die Verantwortlichen wohl auch eine vegane Alternative. #

Ich konnte es kaum fassen, als ich an den Regalen vorbei schlenderte und plötzlich ein Schild entdeckte, auf dem „vegane Brötchen“ geschrieben stand. Eigentlich war ich bereits auf dem Weg zum Couscous-Salat. Bisher war der nämlich immer meine Rettung, wenn mich in der Uni der Hunger packte. Doch das Schild lenkte mich in eine andere Richtung. Ungläubig starrte ich auf die Brötchen-Platten und fragte zur Sicherheit noch einmal beim Personal nach: Welche Brötchen sind denn hier vegan? Und womit sind sie belegt?

Keine schlechte Ausbeute

Gleich zwei kamen mir in die Tüte: eines mit veganem Aufstrich und eines mit Tofu-Salat. Keine schlechte Ausbeute. Dem Couscous-Salat konnte ich trotzdem nicht widerstehen, schließlich ist man (im Moment) nicht alle Tage an der Uni und kann dieses liebgewonnene Ritual vollziehen. Während ich also mit meinen Kommilitonen die Mittagspause zelebrierte, dachte ich darüber nach, was diese Brötchen wohl bedeuten. 1. Jemand muss sich dafür eingesetzt haben, dass auch Veganer in der Cafeteria auf ihre Kosten kommen. 2. Jemand fand die Argumentation schlüssig und erkannte den (wenn auch noch kleinen) „Absatzmarkt“. 3. Jeder Student, der nun tagtäglich in die Cafeteria geht, kommt an den veganen Brötchen vorbei.

Vegan ist alltagstauglich

Die ersten beiden Annahmen freuen mich, keine Frage. Schließlich profitiere ich davon. Aber noch optimistischer stimmt mich die dritte Aussage. „Vegan“ ist offenbar kein Fremdwort mehr. Langsam scheint sich die Bewegung zu etablieren – und das ganz ohne Vorwürfe, sondern rein durch das Angebot. Für die Besucher der Cafeteria ist es bald nichts Ungewöhnliches mehr, dass es vegane Brötchen gibt. Vielleicht greift der ein oder andere sogar aus Neugier zu und merkt, dass Wurst und Käse nicht alles sind. Aber viel wichtiger: Die Brötchen helfen, dass eine vegane Ernährung alltagstauglich wird. Ich glaube, dass bisher viele vor einer Ernährungsumstellung zurückschrecken, weil sie ihnen zu kompliziert erscheint. Verständlicherweise. Um das zu ändern, braucht es genau solche Angebote.

Die Alternativen sind da

Und die entdecke ich zum Glück nicht nur an der Uni. In Dortmund eröffnete schon vor einiger Zeit der erste vegane Supermarkt. Gleich nebenan kann man es sich in einem veganen Café schmecken lassen. Das ließ ich mir bei meinem kurzen Abstecher ins Ruhrgebiet natürlich auch nicht entgehen und gönnte mir eine heiße Schokolade und einen Donut. Mitten in der Innenstadt, wenige Meter neben der Dönerbude. Die Alternativen wachsen – und die Hürden werden langsam kleiner.

Ganz nebenbei erfuhr ich übrigens von einer Kommilitonin, dass sie auch seit ein paar Monaten vegan lebt. Eine weitere Person, die sich über die veganen Brötchen freut – und ein weiterer Beleg dafür, dass etwas in Bewegung ist.

Ein Kommentar zu „Bewegung im Ruhrpott

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