Alles ist im Umbruch – so scheint es mir. Aktivisten hier, Aktionen dort, Konferenzen da. Überall um mich herum arbeiten die Menschen am weltweiten Wandel. Sie sind unzufrieden damit, wie es läuft – in der Politik, in der Wirtschaft, in der Gesellschaft. Sie wollen die Dinge wieder selbst in die Hand nehmen und ihre Meinung sagen. Es mag sein, dass ich diese Bewegung zurzeit ein wenig überbewerte, weil ich selbst mitten drin stecke. Ein Außenstehender, der von den Diskussionen rund um Basisdemokratie und Umverteilung nichts mitbekommt, sieht die Sache vielleicht ganz anders. Dennoch: Seit der spanischen 15M-Bewegung, seit Occupy-Wallstreet und seit den großen Aktionskonferenzen in Frankfurt ist die Welt eine andere – zumindest für mich.
Veganismus als Einstieg
Früher oder später musste sich dieser Wandel wohl auch auf diesem Blog widerspiegeln (siehe neuer Untertitel). Die vegane Ernährung ist und bleibt für mich ein wichtiges Thema. Schon allein, weil sie einen ersten (unkomplizierten) Ansatz bietet, im eigenen Leben etwas zu verändern. Wer sich mit der Produktion von Tierprodukten auseinandersetzt, wird früher oder später auch andere Aspekte hinterfragen: Muss mein Gemüse aus Spanien kommen? Zahle ich für meinen Kaffee einen fairen Preis? Brauche ich wirklich jede Woche ein neues T-Shirt? Ich habe die tolle Erfahrung gemacht, dass der Veganismus mich dazu gebracht hat, mein Konsumverhalten im Ganzen zu überdenken. Als Verbraucher habe ich Verantwortung und Macht – sowohl gesellschaftlich als auch wirtschaftlich. Und das gleiche gilt für mich als politischer Bürger.
Neue Blog-Themen
Ein bewusster Konsum (und die vegane Lebensweise im Speziellen) ist aber nur eine Möglichkeit, diese Rechten und Pflichten wahrzunehmen. Und er reicht mir nicht. Die Attac-Hochschulgruppe in Würzburg hat mir gezeigt, wie man mit gemeinsamen Aktionen das eigene Problembewusstsein und gleichzeitig den Horizont anderer Menschen erweitern kann. Das soll auch in Zukunft so bleiben – und sich in meinen Blog-Artikeln niederschlagen.
Gemeinsame Erkenntnis
Gleiches gilt für die Occupy- und Echte Demokratie Jetzt-Bewegung, die nun langsam auch in Würzburg Fuß fasst. Vor ein paar Wochen trafen wir uns zum ersten Mal: eine Gruppe junger Leute, die aktiv werden möchten – in welcher Form auch immer. Allein die ersten Treffen waren so simpel wie bemerkenswert. Auf den ersten Blick saßen dort nur ein paar Menschen zusammen. Viele kannte ich bis dato noch nicht einmal und bis heute weiß ich von einigen nicht mehr als ihren Namen. Und trotzdem war eines von Anfang an klar: Uns verbindet die Erkenntnis, dass die Welt einen Wandel braucht. Dass es so wie im Moment nicht weiter gehen kann. Und dass wir gemeinsam etwas ändern können.
Viele neue Gesichter
Der erste Schritt: eine Asamblea für Würzburg. Nach der großen Aktionskonferenz in Frankfurt luden wir alle möglichen Leute in die Kellerperle im Studentenhaus ein. Noch kurz vorher war ich unglaublich nervös: Kommt überhaupt jemand? Klappt das mit der geplanten Tagesordnung? Entwickelt sich ein gemeinsames Gespräch?
Im Nachhinein waren natürlich alle Bedenken völlig umsonst. Die erste Würzburger Asamblea lief wunderbar. Nach einem kurzen Rückblick auf die wichtigsten Ereignisse in 2011 stellten sich alle ganz kurz vor. Ungefähr 25 Leute waren dabei, einige kannte ich bereits. Aber – und das freute mich besonders – es waren auch viele neue Gesichter dabei. Menschen, die sich bisher nirgendwo engagiert hatten, aber das dringende Bedürfnis haben, etwas zu unternehmen. „In der Welt läuft irgendetwas ganz gewaltig schief“ – dieser Satz fiel mehr als einmal.
Voller Terminkalender
Doch beim bloßen Meckern sollte es nicht bleiben. Schnell kam das Gespräch auf das kommende Frühjahr – schließlich stehen dank der Frankfurter Beschlüsse schon einige Aktionstermine fest: 31. März, 17. April, 1. Mai, 12. Mai, 15. Mai und die Maifestspiele. Die Auswahl ist groß – und die Kreativität hoffentlich auch. Grob diskutierten wir mögliche Aktionen und Arbeitsgruppen, die sich aus der Asamlea entwickeln könnten. Für den ersten Abend war das auf jeden Fall vielversprechend. Zumal die Versammlung hielt, was sie versprach: Alle Teilnehmer sprachen auf Augenhöhe miteinander. Die üblichen Handzeichen der Asamblea waren zwar für einige noch gewöhnungsbedürftig, aber sie funktionierten mehr oder weniger. Es gab keinen „Chef“ und keinen „Anführer“ – ganz im Sinne der Basisdemokratie. Und am Ende gab es sogar den ersten Konsens: Die Asamblea soll nun regelmäßig, wenn möglich wöchentlich, stattfinden. Eine Arbeitsgruppe kümmert sich um die erste Aktion und bereitet den Würzburger Montagsspaziergang am 26. März thematisch vor. Auch die Mobilisierung für den europaweiten Aktionstag gegen den Kapitalismus steht schon auf dem Programm.
Wie gesagt, alles ist im Umbruch – sogar in Würzburg. Und um doch noch den Bogen zu schlagen zum Thema Ernährung: In der Asamblea-Pause gab es veganen Couscous-Salat von der VoKü der Kellerperle. Ganz getreu dem Motto aus Frankfurt: Ohne Mampf kein Kampf!
Im Abschnitt Veganismus als Einstieg fehlt im letzten Satz ein ‚e‘. Es muss heissen: Und das gleich(e) gilt für mich als politischer Bürger.
Ansonsten freu ich mich darauf zurueckzukommen und mit dabei zu sein wenns in Wuerzburg ans aendern geht! Weiter so Regine!