Es ist zwar nicht von Dauer, aber jetzt gerade scheint die Sonne auf meinen Schreibtisch. Das Wetter spielt noch ein wenig verrückt im Moment. Aber das warme Frühjahr lässt sich bereits erahnen. Es ist nur noch eine Frage der Zeit. Genauso wie es nicht mehr lange dauert, bis die Protestbewegungen in Europa wieder zum Leben erwachen. Auch wenn einige der Meinung sind, dass sie den Winter nicht lebend überstanden haben – das ist ein Trugschluss.
Die geplanten Aktionstage im Mai werfen bereits ihre Schatten voraus. Und die Probleme sind seit letztem Jahr nicht weniger geworden, ebenso wenig wie der Ärger und die Wut vieler Bürger.
Das Volk muss stören
Erst vor ein paar Tagen kam ein Freund auf mich zu und erklärte mir, was er für einen Hals habe, wenn er nur ein paar Minuten durchs Internet surft: EFSF, ESM, Fiskalpakt, nicht demokratisch legitimierte Technokraten-Regierungen, Sparmaßnahmen auf dem Rücken der Bevölkerung. Es gibt mehr als genug Gründe, sich aufzuregen – obwohl genau das verhindert werden soll. In seinem Artikel „Das Volk als Störfaktor“ erklärt Stephan Kaufmann von der Berliner Zeitung, dass die Demokratie den Finanzmärkten und der Politik zurzeit ein Dorn im Auge ist.
„Auf den Finanzmärkten geht ein Gespenst um: Was, wenn das Heer von Arbeitslosen und Armen die Politik der Mächtigen nicht mehr abnickt? Allzu viel Demokratie wollen deshalb weder Politiker noch Wirtschaftsbosse wagen.“
„Unter dem Druck der Märkte wurde die Demokratie vielfach ausgehebelt.“
Eins ist klar: Es reicht nicht, zu Hause vor dem Laptop oder dem Fernseher zu sitzen und sich im Stillen zu fragen, was da eigentlich um uns herum passiert. Die Menschen müssen aufstehen, sich informieren und für ihre Recht eintreten. Sie müssen beweisen, dass sie nicht alles hinnehmen, was man ihnen präsentiert. Dass sie sehr wohl einen Willen haben und dieser nicht vertreten wird.
Blockupy!
Die Protesttage im Mai bieten dafür die erste große Gelegenheit in 2012. Damit die Belagerung, die Blockade und die Großdemo (alles zusammengefasst unter dem Titel „Blockupy Frankfurt“) ein Erfolg werden, braucht es Massen an Menschen. Nur so lässt sich ein Zeichen setzen. Deshalb muss die Mobilisierung nach Frankfurt deutschlandweit und dezentral erfolgen – auch in Würzburg.
Programm in Würzburg
In den nächsten Wochen steht hier einiges auf dem Programm: Anfang Mai kommt Tine Steininger vom Attac-Koordinierungskreis nach Würzburg, um über Ursachen und Verlauf der Finanzkrise sowie mögliche Alternativen und die Protesttage im Mai zu sprechen. Dieser Vortrag war eine ziemlich spontane Sache: Erst vor einer Woche begann die Orga (Raum, Finanzen, etc.) und nun liegen schon die ersten Flyer in der Stadt. Das kann sich auf alle Fälle sehen lassen. In ganz Deutschland hat Attac die Campusgruppen aufgerufen, für den 16.-19. Mai zu mobilisieren. Damit leisten wir nun auch unseren Beitrag. Ich bin gespannt, wer und wie viele den Weg zum Vortrag finden.
Termin: Mittwoch, 2. Mai, 20.15 Uhr im Buchladen Neuer Weg, Sanderstraße 23 in Würzburg
Eine Woche später veranstaltet die Attac-Campusgruppe ein Vernetzungstreffen, bei dem sich alle möglichen Würzburger Initiativen, NGOs und Gruppen untereinander kennen lernen und solchen Menschen vorstellen können, die sich gerne engagieren würden – aber noch nicht wissen wie und wo. Zwei Fliegen mit einer Klappe: Die vielen verschiedenen Gruppen können sich zusammentun und gleichzeitig neue Unterstützer finden. Auch unsere Occupy/EDJ-Gruppe wird mit dabei sein – und unter anderem für den 12. Mai und die Aktionstage Werbung machen.
Termin: Mittwoch, 9. Mai, 20 Uhr in der Kellerperle, Am Studentenhaus 1 in Würzburg
Für den 12. Mai sind deutschlandweit Mobilisierungsaktionen geplant. Stellvertretend für den 15. Mai steht er für den ersten Jahrestag der spanischen Protestbewegung 15M. Auch die Würzburger werden davon nicht verschont bleiben. Die Planungen für eine große und viele kleine Aktionen laufen bereits. Man darf gespannt sein…
Auf jeden Fall geben mir der Beginn des Frühjahres und der Blick in meinen Terminkalender ein gutes Gefühl für die kommenden Wochen. Es bewegt sich was. Überall. Und vielleicht haben wir dann bald ein paar Gründe weniger, uns aufzuregen…
Europa braucht mehr Demokratie: Volksentscheid – sonst klagen wir! www.verfassungsbeschwerde.eu/