Manchmal öffnen sich Türen genau im richtigen Moment: Als ich an meiner Master-Arbeit saß, bekam ich das Angebot, die Koordination der Contraste – Monatszeitung für Selbstorganisation zu übernehmen. Und jetzt, ein paar Monate später, sitze ich tatsächlich an meinem Schreibtisch und versuche, die Juni-Ausgabe zu füllen. Es ist ein tolles Gefühl, wieder Zeitung zu machen. Und es ist ein noch tolleres Gefühl, eine solche Zeitung zu machen. Auch wenn unser Projekt sich immer wieder durchschlagen muss…
„Die Contraste ist die einzige überregionale Monatszeitung für Selbstorganisation. Schon seit 1984 dient sie alternativen Bewegungen als Sprachrohr und offenes Diskussionsforum. Die meisten der Redakteur*innen und Autor*innen arbeiten ehrenamtlich, um die Folgen des neoliberalen globalen Kapitalismus öffentlich zu diskutieren und Alternativen aufzuzeigen.
Wir wollen eigene Utopien entwickeln und in der Praxis erproben. Die regelmäßigen Berichte handeln unter anderem von neu gegründeten Projekten, politischen Kommunen, selbstverwalteten Betrieben, Genossenschaften, linker Medienarbeit oder antirassistischen Gruppen. Eine wichtige Rolle spielt auch die europäische und internationale Berichterstattung. Die Auswahl der Beiträge erfolgt unabhängig und undogmatisch.“
Unser Selbstverständnis fasst grob zusammen, worum es geht. Und die Contraste berichtet nicht nur über Selbstorganisation, sie ist Selbstorganisation. Oder, wie Redakteurin Ariane Dettloff es in unserem aktuellen Schwerpunkt zum Thema Kooperation schreibt: „Nicht zuletzt ist auch unser kleines Contraste-Projekt ein seit über 30 Jahren funktionierendes Beispiel lebendiger Kooperation.“
Die Redakteur*innen und Autor*innen leben in unterschiedlichen Städten von Berlin über Stuttgart bis nach Graz und Barcelona. Daher kommunizieren wir hauptsächlich per Mail und Telefon. Zwei Mal im Jahr treffen wir uns alle zum zweitägigen Plenum. Es gibt keine*n Chefredakteur*in, sondern eine Koordinatorin, denn die Redaktion versteht sich als eher als Kollektiv.
Journalismus und Selbstorganisation – was will ich mehr?
Von Beginn an war die Zeitung nur mit ehrenamtlichen Engagement und Spenden möglich. Geld zu verdienen, war nie das vorrangige Ziel. Im Gegenteil sind wir weit davon entfernt, einen Gewinn zu erwirtschaften.
Stattdessen müssen wir immer wieder hoffen, dass die Spenden reichen, um die Produktionskosten zu decken. Honorare oder Aufwandsentschädigungen können wir daher kaum bezahlen. Die Auflage der Zeitung liegt momentan bei 2.000 Stück, wir gehen aber von rund 5.000 Lesenden aus, weil die Contraste zum einen häufig bei Kongressen und Workshops ausliegt und zum anderen viel in Projekten, Kollektiven und Gemeinschaften gelesen wird.
Wie der Wandel aussehen kann
Uns ist wichtig, die Contraste weiterhin rauszubringen, weil sie Themen abdeckt, die in anderen Medien kaum Erwähnung finden. Im Bereich der Selbstorganisation passiert enorm viel und es macht Spaß, jeden Monat die neuen Themen und Beiträge zu diskutieren. Für diejenigen, die wissen, dass es einen Wandel braucht, bietet die Contraste eine große Bandbreite an Erfahrungen und Ideen. Menschen berichten von den Projekten, die sie auf die Beine stellen. Sie beschreiben ihre Wünsche und Strategien, ihre Erfolge und Schwierigkeiten. Und diejenigen, die sich eine andere Welt noch nicht vorstellen können, können mit der Contraste vielleicht eine Vorstellung von ihr entwickeln.
Die Zeitung hat schon einige Jahre auf dem Buckel und wir wünschen uns, ihre Geschichte(n) fortzuschreiben. Auch wenn viele das Printmedium schon für tot erklärt haben, halten wir dieses haptische Produkt, dass Neuigkeiten und Hintergrundberichte von und für Aktivist*innen liefert, für zukunftsfähig. Das können wir allerdings nur, wenn die finanzielle Basis steht. Für unsere Spendenkampagne 2018 fehlen bis Oktober noch ungefähr 3.000 Euro. Und vor allem hilft uns natürlich die langfristige Unterstützung durch Abonnent*innen und Fördermitglieder.
Wir freuen uns über jede Unterstützung, über euer Feedback und eure Themenideen!