Es ist nicht schwer, dramatische Geschichten und erschreckende Zahlen zu finden, wenn es um die Themen Flucht, Asyl und Migration geht: Jedes Jahr sterben tausende Menschen an den europäischen Außengrenzen, werden illegal zurückgedrängt oder hangeln sich von einer befristeten Duldung zur nächsten. Es ist kaum vorstellbar, unter welchen Bedingungen die Menschen auf der Insel Lesbos leben müssen, wenn sie die lebensgefährliche Fahrt über das Mittelmeer überlebt haben. Lukas Geisler war dort und konnte sich selbst ein Bild davon machen. Trotzdem – oder vielleicht gerade deshalb – versucht er in seinem Buch »Willkommensgesellschaft« andere Geschichten zu erzählen.
„Geschichten des Gelingens“ weiterlesenKategorie: Antirassismus
Die beiden Kurdinnen Leyla und Meryem Lacin leben seit über 30 Jahren in Deutschland, trotzdem bleibt ihnen ein gesicherter Aufenthalt bislang verwehrt. Der Grund: Keine Behörde will zuständig sein.
„Ein Kampf an verhärteten Fronten“ weiterlesenEs sind immer noch vor allem Abwehrkämpfe, die geflüchtete Menschen hierzulande führen müssen. So wehren sie sich unter anderem gegen Abschiebungen, Residenzpflicht und die Lebenssituation in Sammelunterkünften. Doch in ihren Kämpfen schaffen die Geflüchteten neue, sichere Räume, um sich gegenseitig zu stärken.
„Selbstorganisation von Geflüchteten“ weiterlesenIn den letzten zwei Jahren hat sich im deutschsprachigen Raum eine neue Idee verbreitet: »Solidarity City«. Unter diesem Slogan haben sich in bislang 18 Städten und einem Landkreis Initiativen gegründet, die versuchen, praktische Antworten auf die Fragen nach einem guten Leben in der eigenen Stadt zu finden. Ausgehend von der prekären Situation Geflüchteter, die oft noch nicht mal ihre Grundbedürfnisse erfüllen können, sollen selbstorganisierte und solidarische Strukturen dafür sorgen, dass alle Menschen ein selbstbestimmtes Leben führen können.
Ich bin sprachlos – und genau deshalb muss ich versuchen, zu schreiben. Vielleicht hilft es, in meinem Kopf wieder ein wenig Ruhe einkehren zu lassen und meine Gedanken wieder zu fokussieren. Heute ist in der Stadt verkaufsoffener Sonntag. Juhu! Und ich sitze hier und denke: Was zur Hölle geht da draußen eigentlich vor? Wie kann es sein, dass es immer weiter geht, dass es immer schlimmer wird und wir – die vielen Menschen, die daran etwas ändern wollen – scheinbar keine Antwort darauf finden?
Ich bin überfordert, schlicht und ergreifend überfordert. Immer wieder spüre ich den Impuls, mich zurückziehen, mich mit dem Thema Asylpolitik nicht mehr zu beschäftigen und mich an anderer Stelle zu engagieren. Gleichzeitig weiß ich: Das geht nicht! Es geht hier um so viel, es steht so viel auf dem Spiel, dass ich nicht einfach einen Rückzieher machen kann – auch wenn es bequemer wäre.
Mein letzter Artikel ist nun schon über einen Monat alt. Da stellen sich doch gleich ein paar berechtigte Fragen: Machen Aktivist*innen eigentlich Urlaub? Gibt es auch in politischen Bewegungen ein „Sommerloch“? Und wenn ja – können wir uns das überhaupt leisten? Von meinem Schreibtisch aus schaue ich in den wolkenlosen Himmel, bei knapp 30 Grad. Und leider weiß ich: Der (Sonnen)schein trügt.
Nach dem Rechtsstreit um die NO IMK-Demo in Köln hatte ich einiges erwartet, als ich mich am Wochenende auf den Weg nach NRW machte. Aber entgegen der vielen Befürchtungen wurde die Veranstaltung ein voller Erfolg: Die rund 3000 Demonstrant*innen konnten beinahe ungestört ihrer geplanten Route durch die Innenstadt folgen, eine Gegendemo von HoGeSa-Anhängern wurde verboten und der Einzelhandel ärgert sich über Umsatzeinbußen am Nikolaustag.
An Problemen mangelt es ja grundsätzlich selten. Ich muss nur in die Tageszeitung schauen, im Internet surfen oder durch die Fußgängerzone laufen – überall kann ich mal mehr, mal weniger deutlich erkennen, wo eine Veränderung dringend Not tun würde. Zum Glück bin ich nicht die Einzige, der es so geht: Immer mehr Menschen engagieren sich, um ganz konkret eine Welt zu realisieren, so wie sie sich vorstellen – gerecht, solidarisch und ohne Herrschaftsstrukturen. Aber als gäbe es nicht schon genug zu tun, entstehen dabei auch ganz neue Probleme. Probleme, für die wir selbst verantwortlich sind und die uns zeitweise sogar vergessen lassen, worum es eigentlich geht.
„Hierarchie adé: Über eine politische Willkommenskultur“ weiterlesen
Es läuft mir kalt den Rücken runter, als er neben mir steht. Er schreit, aber ich verstehe seine Sprache nicht. Und trotzdem kann ich sie spüren, seine Verzweiflung, seine Angst und seine Sehnsucht. Er ist auf der Flucht: In der Hoffnung auf ein besseres Leben hat er sich in ein Boot gesetzt, das ihn an die europäische Küste bringen soll. Und das obwohl so viele seiner Freunde diese Reise nicht überlebt haben.