Anarchistische Konzepte haben im politischen Mainstream bislang keine Chance. Und auch in sozialen Bewegungen fristen sie oft noch ein Nischen-Dasein. Nichts desto trotz gibt es eine Vielzahl von Menschen, die sich an den Ideen einer herrschaftsfreien Gesellschaft orientieren und versuchen, sie in die (politische) Tat umzusetzen. Der dritte Band der Interview- und Gesprächssammlungen von Bernd Drücke zeigt, wie vielfältig und konkret Anarchist*innen sich organisieren und Projekte am Laufen halten, die schon heute alternative Strukturen aufbauen.
Schlagwort: Dortmund
Der „Lange August“ wurde 1979 in Dortmund gegründet. Bis heute hat sich das selbstverwaltete Projekt seine Unabhängigkeit bewahrt. Hat sich die politische Arbeit in den letzten 30 Jahren verändert? Und wie geht es weiter? Ein Besuch.
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Es ist so naheliegend und doch für viele erst einmal gewöhnungsbedürftig: Einkaufen ohne Geld. Wie soll das gehen? Braucht es nicht irgendeine Gegenleistung, wenn ich ein Produkt mit nach Hause nehme? Muss ich mich nicht rechtfertigen, warum ich etwas brauche?
Keine Frage, es gibt genug Gründe, auf die Straße zu gehen. Täglich und überall. Und doch war es schon ein bemerkenswerter Zufall, dass just an dem Tag, an dem unser Bündnis „Dortmund solidarisch“ gegen die autoritäre EU-Krisenpolitik demonstrierte, auch eine Kundgebung der rechten Partei „Pro NRW“ geplant war. Auf den ersten Blick mag zwischen diesen beiden Veranstaltungen kein Zusammenhang bestehen. Doch Kürzungspolitik, Demokratieabbau und Angriffe auf die Grundrechte einerseits und Rechtspopulismus, rechtsextremes Gedankengut und faschistische Tendenzen andererseits lassen sich in der Krise nicht mehr voneinander trennen.
Es gibt Widersprüche, auf die treffe ich im Laufe des politischen Aktivismus immer wieder. Regelmäßig. Und sie scheinen sich auch niemals aufzulösen – zumindest nicht in meinem Kopf. Da ist auf der einen Seite die schier ungeheure Masse an schlechten Nachrichten, die jeden Tag auf mich einprasseln: Neue Zahlen zum verborgenen Hunger in der Dritten Welt, Berichte über die Folgen von Drohnen-Einsätze im Gaza-Krieg, Skandalmeldungen über unzumutbare Arbeitsbedingungen in Deutschland, steigende Suizidraten in Griechenland und Spanien. Im Grunde wäre eine der Meldungen schon genug, um sich den ganzen Tag darüber zu empören.
Hin und wieder lohnt sich ein Blick zurück. Ein Blick auf die eigene Geschichte, die Erfolge und Misserfolge der Vergangenheit und auf mögliche Lehren, die daraus gezogen werden könnten. Insbesondere die Bundesrepublik wird daran immer wieder erinnert. Vergangene Woche erst jährte sich die Machtübergabe an Adolf Hitler zum 80. Mal. Grund genug, die historischen Fakten aus einer aktuellen Perspektive zu betrachten – nämlich mit Blick auf die Finanzkrise.
Alles steht bereit: 54 Plätze mit einem Teller warmer Suppe, daneben Brot, Kuchen und Kaffee. Um kurz nach zwölf strömen die Gäste in den warmen Speisesaal. Alle in der Hoffnung, noch in der ersten Runde einen Platz zu ergattern, denn vor allem am Ende des Monats sind die Tische schnell besetzt. Oft bildet sich dann eine lange Schlange vor der Tür. Eigentlich soll das kostenlose Angebot der Kana Suppenküche die Not der Menschen lindern. Doch paradoxerweise scheint die immer größer zu werden. Die Helfer der Suppenküche möchten sich selbst überflüssig machen, sind davon aber offenbar weiter entfernt denn je.
Nicht, dass es mich überrascht hätte. Es war ein gewohntes Bild, das sich mir in der Einkaufsmeile der Innenstadt bot: Die shoppenden Menschenmassen bahnten sich ihren Weg durch Geschäfte, Glühweinstände, Kassen-schlangen und Einkaufstüten. Das Weihnachtsgeschäft brummte an diesem zweiten Adventswochenende. Seltsam. Irgendwie hatte ich gedacht, es wäre Krise. Oder habe ich da wohl irgendwas falsch verstanden? Sind die täglichen Hiobsbotschaften aus Brüssel und Berlin doch nicht so dramatisch, wie sie klingen? Ist doch alles in Ordnung?
Er ist erwartungslos. Oh je, das klingt nicht gut, oder? Wie kann man sich noch für eine Sache einsetzen, wenn man jegliche Erwartungen aufgegeben hat? Wie verliert man dabei nicht die Hoffnung? Und wie lassen sich so noch Ziele definieren, auf die man hinarbeiten kann? Für Niko Paech scheinen diese Fragen keinen Widerspruch zu ergeben. Er ist weder leidenschaftslos noch fehlt ihm eine Vision. Im Gegenteil.
Meine Hände zitterten – ausnahmsweise nicht vor Kälte, sondern vor Aufregung. Ich hob den Deckel der Mülltonne an und leuchtete mit der Taschenlampe hinein. Gleichzeitig horchten meine Ohren aufmerksam, ob sich in der Nähe irgendetwas rührte. Doch die Angst, erwischt zu werden, war schnell vergessen, als ich die Massen an Obst und Gemüse sah, die dieser Supermarkt offenbar für nicht mehr konsumtauglich hielt.