Mein letzter Artikel ist nun schon über einen Monat alt. Da stellen sich doch gleich ein paar berechtigte Fragen: Machen Aktivist*innen eigentlich Urlaub? Gibt es auch in politischen Bewegungen ein „Sommerloch“? Und wenn ja – können wir uns das überhaupt leisten? Von meinem Schreibtisch aus schaue ich in den wolkenlosen Himmel, bei knapp 30 Grad. Und leider weiß ich: Der (Sonnen)schein trügt.
Schlagwort: Reisen
Es ist nicht so, dass ich auf graue Wolken stehe. Im Gegenteil. Auch mir drückt die deutsche Durchschnitts-Wetterlage in der kalten Jahreszeit schon mal auf die Stimmung. Trotzdem würde es für mich nicht mehr in Frage kommen, einfach in einen Flieger zu setzen und mir ein paar „schöne“ Tage am Strand zu machen. Selbst wenn ich es mögen würde, stundenlang in der Sonne zu braten, wären ein Wochenend-Trip nach Mallorca oder der Pauschal-Urlaub an der spanischen Mittelmeerküste keine Option. Denn Reisen mit dem Flugzeug gehören für mich der Vergangenheit an.
Meistens erntete ich nur ein mildes Lächeln für meine Sorge. „Was, wenn die Revolution beginnt – und ich bin nicht da?“, fragte ich mich, bevor ich Anfang September zu meiner vierwöchigen Reise durch Europa aufbrach. Schließlich sollte das Bundesverfassungsgericht über den ESM entscheiden, die Aktivisten in Madrid wollten ihr Parlament besetzen und ein großes Bündnis wollte in Deutschland für eine gerechte Umverteilung der Vermögen demonstrieren. Und was mache ich? Urlaub. Zumindest fast.
Es hätte alles perfekt sein können an vergangenen Wochenende: Bei einem zweitägigen Seminar zum Thema „Medienkompetenz & Rhetorik“ durfte ich bei tosendem Applaus eine Treppe hinab schreiten, wohnte in einem mehr als ansehnlichen Kloster mit Schlosscharakter und sollte mich als „Königin“ fühlen, wenn ich vor der Kamera stand. Eine tolle Sache – zumindest wenn man auf viel Aufmerksamkeit steht. Leider tue ich das nur begrenzt und somit wäre mir das alles mehr als genug Tamtam gewesen. Aber nein, ich spielte auch noch außerhalb des Seminars oft ungewollt die Hauptrolle: beim Essen.
Kanada, Skandinavien, Indien, Namibia… es gibt schon einige Orte auf der Welt, die ich gerne besuchen würde. Es ist einfach eine tolle Vorstellung: Koffer packen, alles hinter sich lassen, fremde Menschen und Kulturen erleben, Erfahrungen sammeln, sich selbst weiter entwickeln. Seitdem ich 2009 für einige Wochen in Ghana war, packt mich regelmäßig das Fernweh – und gleichzeitig meistens auch das Bedürfnis, nicht nur zu reisen, sondern vor Ort ein irgendein sinnvolles Projekt zu unterstützen. Doch inzwischen tut sich dabei gleichzeitig auch ein nicht zu unterschätzendes Problem auf: die Anreise.