Als ich begann, mich mit dem Anarchismus auseinanderzusetzen, war ich erstmal ziemlich beeindruckt: Er brachte so viel von dem auf den Punkt, was mich damals umtrieb. Enlich fand ich Worte für meine Wünsche und Ideale, konnte mit anderen darüber ins Gespräch kommen und Pläne schmieden. Aber, und das ist schwer zu leugnen, die anarchistische Bewegung ist marginal. Sie ist weit entfernt von einer wie auch immer gearteten Revolution. Muss das wirklich so sein?
Schlagwort: Revolution
Ich gebe zu, es ist ein gewagtes Projekt. Es scheint utopisch und naiv, den Staat abschaffen zu wollen. Aber vielleicht ist es genau deshalb der richtige Weg. Vielleicht müssen wir endlich damit anfangen, das Undenkbare zu denken, um tatsächlich etwas zu verändern. Wir sollten aufhören, uns am Bestehenden zu orientieren, um einen Weg in eine bessere Zukunft zu finden. Die existierenden Strukturen haben schließlich genau die Verhältnisse geschaffen, die wir kritisieren. Wie sinnvoll kann es also sein, diese Strukturen zu nutzen, wenn wir eigentlich etwas ganz anderes wollen?
Der Kapitalismus verspricht uns vor allem eines: Freiheit. Angeblich können wir tun und erreichen, was wir wollen, solange wir uns nur anstrengen. Alles liegt in unserer Hand. Wir haben die Wahl. Das gilt für unsere Karriere genauso wie für unsere Familienplanung, unsere Freizeitgestaltung – und natürlich für unseren Konsum. Das Angebot an Produkten und Dienstleistungen ist inzwischen so groß, dass es kaum noch möglich ist, den Überblick zu behalten. 50 Sorten Marmelade? Da sollte doch für jede*n etwas dabei sein.
Abendliche Unterhaltung steht heutzutage nur sehr selten im Verdacht, gesellschaftskritisch oder gar systemgefährend zu sein. Das TV-Programm, der Weihnachtsmarkt, lange Ladenöffnungszeiten – es gibt mehr als genug Alternativen, die uns davon abhalten (sollen), wichtige Fragen zu stellen. Vor allem wenn das lang ersehnte Wochenende vor der Tür steht, sind Probleme und Diskussionen nicht gefragt. Es sei denn, ich entscheide mich für einen Abend mit Max Uthoff.
Alles steht bereit: 54 Plätze mit einem Teller warmer Suppe, daneben Brot, Kuchen und Kaffee. Um kurz nach zwölf strömen die Gäste in den warmen Speisesaal. Alle in der Hoffnung, noch in der ersten Runde einen Platz zu ergattern, denn vor allem am Ende des Monats sind die Tische schnell besetzt. Oft bildet sich dann eine lange Schlange vor der Tür. Eigentlich soll das kostenlose Angebot der Kana Suppenküche die Not der Menschen lindern. Doch paradoxerweise scheint die immer größer zu werden. Die Helfer der Suppenküche möchten sich selbst überflüssig machen, sind davon aber offenbar weiter entfernt denn je.
Es ist mal wieder soweit. Neues Jahr, neues Glück. Die Karten werden neu gemischt, alles zurück auf Anfang. Was im letzten Jahr schief gelaufen ist, gehört der Vergangenheit an. 2013 ist noch jung und hält hoffentlich ein Menge Glück parat – hoffen wir zumindest. Und so standen die Leute Silvester in den Straßen, tranken Sekt, feuerten Raketen in den Himmel und feierten. Aber warum eigentlich? Was gibt es zu feiern?
Hin und wieder kommt es vor, dass ich mich frage, wieso ich eigentlich diesen Blog schreibe. Schließlich gibt es unzählige Menschen, die meinen, ihre Gedanken und Meinungen im World Wide Web regelmäßig kundtun zu müssen – sinnvoll oder nicht, das sei mal dahingestellt. Warum also soll ausgerechnet ich mich in diesen Chor der Stimmen einreihen bzw. noch eine neue Stimme beifügen? Reicht es nicht langsam? Nehme ich mich damit nicht selbst viel zu wichtig?